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Tora-Wimpel des Chajim Selig, Sohn des Schimon

Torah binder of Chaim Selig, son of Simon

Datierung/date: 1745

Maße/size: 365 cm × 15 cm

Inventarnummer/inventory number: 1917/335.1

Sammlungsbestand/Collection inventory: Konvolut Adelebsen

Material und Technik

Zusammengesetzt aus 4 Gewebestreifen, Grund Leinen (ungefärbt), Leinwandbindung, wässrig gebundene Malerei, Farbtöne Gelb, Rot und Blau, Vorzeichnung nicht erkennbar, Querkanten Saum, Längskanten Webekante, Verbindung der Streifen mit Kreuznahtstich.

Material and technique

Put together from 4 strips of cloth, linen ground (undyed), linen weave, water-based painting, shades of yellow, red and blue, preparatory drawing not visible, vertical edges hemmed, lengthways edges selvedge, strips connected using cross-seam stitch.

Zuweisung

Wahrscheinlich wurde dieser Tora-Wimpel für Simon Seelig, Sohn des Simon Meyer aus Adelebsen, hergestellt. Laut der »Aufstellung« von 1762 (siehe Quellenverzeichnis im Anhang) wurde Simon Selig 1744/45 in Adelebsen geboren und verstarb dort wohl vor 1808. Seine Söhne nahmen den Familiennamen Dannenberg an (vgl. Wimpel 1917/335.11).

Quelle: L 1762.

Allocation

This wimpel was probably created for Simon Selig, Son of Simon Meyer from Adelebsen. According to the “list” from 1762 (see list of sources in the appendix), Simon Selig was born in Adelebsen in 1744/45 and died there some time before 1808. His sons took the family name of Dannenberg (see binder 1917/335.11).

Source: L 1762.

Beschreibung

Obwohl »Tag 3« Dienstag bedeutet, war der 11.1.1745 ein Montag, vielleicht liegt hier ein Versehen vor. Die Malerei der Buchstaben wirkt nämlich sicher. Wahrscheinlich hat der für diese Gemeinde tätige Schreiber die Buchstaben aufgebracht. Die Dienste von professionellen Schreibern wurden auch in kleineren jüdischen Gemeinden benötigt. So zum Beispiel für die Anfertigung der Eheverträge, die (bis heute) in aramäischer Sprache abgefasst werden. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass auch für die Schrift auf den Wimpeln öfters die Dienste dieser Schreiber in Anspruch genommen wurden. Siehe dazu auch die Beschreibung von Wimpel 1917/335.4.

Bildmotive und Verzierungen sind hier zurückhaltend eingesetzt worden. Das Sternzeichen Wassermann wird durch einen Eimer, darüber eine Krone, illustriert. Die Chuppa ist ohne figürliche Abbildungen. Die geöffnete Tora-Rolle bildet den Rahmen für die Worte »zur Tora« des Segensspruchs. Dahinter ist ein aufsteigender Löwe gemalt. Seine Abbildung ist nicht nur als Hinweis auf den Talmud, Mischna Pirke Avot (Sprüche der Väter) 5,20 »stark wie der Löwe« zu verstehen. Der Löwe ist in der jüdischen Tradition auch das Symbol für den Namen Jehuda.

Dieser Wimpel ähnelt in Gestaltung und Farbigkeit dem Wimpel 1917/335.2.

Description

Although “day 3” means Tuesday, 11th January 1745 was a Monday. This might be an oversight, as the painting of the script has been executed confidently, presumably by the scribe who worked for the community. The services of professional scribes were needed also in small Jewish communities, for example for the drawing-up of marriage contracts, which is written (to this day) in Aramaic. Therefore one can assume that the services of these scribes were also used for the inscriptions on the binders. See also the description of binder 1917/335.4.

Motifs and decoration are used sparsely here. The zodiac sign of Aquarius is illustrated as a pail with a crown above it. The chuppah motif does not include figures. The opened Torah scroll frames the words “to the Torah” of the blessing. A rampant lion is painted to its left. Its depiction not only refers to the Talmud, Mishnah Pirke Avot (Sayings of the Fathers) 5:20 “mighty as the lion”; according to the Jewish tradition the lion is the symbol for the name Yehudah.

The lay-out and colours of this binder resemble binder 1917/335.2.

Quellenverzeichnis/List of abbreviated Sources

Verzeichnis der abgekürzten Quellen

FamB = Synagogenbuch der jüdischen Familien in dem Gerichte
Adelebsen … Aufgestellt am Ende des Monats December
1832 von Salamon Levy Löwenthal (NLA Hannover,
Hann. 74, Göttingen Nr. 4211).
Friedhof = Bernd Schaller/Eike Dietert: Im Steilhang. Der
jüdische Friedhof zu Adelebsen. Erinnerung an eine zerstörte
Gemeinschaft, Göttingen 2010.
GebL = Geburtsliste der Synagogengemeinde Adelebsen
(1832–1838) (NLA Hannover, Foto 1 Nr. 98).
Kollektenliste = Kollektenliste von 1719 (Stadtarchiv Göttingen,
Altes Aktenarchiv Juden, Nr. 11).
L 1762 = Aufstellung der Juden aus dem Gericht Adelebsen
mit Altersangabe (1762) (NLA Hannover, Hann. 74, Göttingen
Nr. 4211).
Mundhenke = Herbert Mundhenke (Bearb.): Die Kopfsteuerbeschreibung
der Fürstentümer Calenberg-Göttingen
und Grubenhagen von 1689, Teil 7, Hildesheim 1964,
Teil 8, Hildesheim 1965.
PW I = Peter Wilhelm: Die jüdische Gemeinde in der Stadt
Göttingen von den Anfängen bis zur Emanzipation (Studien
zur Geschichte der Stadt Göttingen 10), Göttingen
1973.
PW II = Peter Wilhelm: Die Synagogengemeinde Göttingen,
Rosdorf und Geismar 1850–1942 (Studien zur Geschichte
der Stadt Göttingen 11), Göttingen 1978.
StbL = Sterbeliste der Synagogengemeinde Adelebsen (1832–
1893) (NLA Hannover, Foto 1 Nr. 100).

 

List of abbreviated Sources

FamB = (Synagogue register of the Jewish families in the judicial
district of Adelebsen … drawn up at the end of December
1832 by Salamon Levy Löwenthal).
Friedhof = (The Jewish cemetery in Adelebsen. Memento of a destroyed
community).
GebL = (Birth register of the Jewish community in Adelebsen
(1832–1838).
Kollektenliste = (Offertory list of 1719. ((Municipal Archives Göttingen,
former document register Jews, no. 11)).
L 1762 = List of the Jews in the judicial district of Adelebsen, including
age (1792).
Mundhenke = Herbert Mundhenke (Bearb.): Die Kopfsteuerbeschreibung
der Fürstentümer Calenberg-Göttingen
und Grubenhagen von 1689, Teil 7, Hildesheim 1964,
Teil 8, Hildesheim 1965.
PW I = Peter Wilhelm: Die jüdische Gemeinde in der Stadt
Göttingen von den Anfängen bis zur Emanzipation (Studien
zur Geschichte der Stadt Göttingen 10), Göttingen
1973.
PW II = Peter Wilhelm: Die Synagogengemeinde Göttingen,
Rosdorf und Geismar 1859–1942 (Studien zur Geschichte
der Stadt Göttingen 11), Göttingen 1978.
StbL = Death register of the Jewish community in Adelebsen
(1832–1893).