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Tora-Wimpel des Jehuda Leib, Sohn des Elchanan

Torah binder of Yehudah Leib, son of Elchanan

Datierung/date: 1719

Maße/size: 369 cm × 16,5 cm

Inventarnummer/inventory number: 2011/254

Sammlungsbestand/Collection inventory: Konvolut Adelebsen

Material und Technik

Zusammengesetzt aus 4 Gewebestreifen, Grund Leinen (ungefärbt), Leinwandbindung, Stickerei Seide (mehrere Farben), Stielstich, Konturen/Elemente Flachstich, flächenfüllender Flachstich, Kreuznahtstich, Vorstich, Knötchenstich, Vorzeichnung, Querkanten Saum und Festonstich, Längskanten Webekante und Festonstich, Verbindung der Streifen mit Kreuznahtstich.

Material and technique

Put together from 4 strips of cloth, linen ground (undyed), linen weave, embroidery silk (several colours), stem stitch, outlines/ elements in satin stitch, infilling with satin stitch, cross-seam stitch, saddle stitch, knot stitch, preparatory drawing, vertical edges hemmed and shell stitch, lengthways edges selvedge and shell stitch, sections connected using cross-seam stitch.

Zuweisung

Aufgrund des Namens des Vaters, Elchanan (Elkan) Hirsch, der erstmals 1719 in Moringen erwähnt wird, kann vermutet werden, dass dieser Tora-Wimpel zu seinem Sohn Levi gehört.

Quellen: Kollektenliste Bl. 16 V; Tamar Avraham, Moringen, in: Herbert Obenaus/David Bankier/Daniel Fraenkel (Hg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, Bd. 2, S. 1058.

Allocation

Allocation Based on the father’s name, Elchanan (Elkan) Hirsch, first documented in Moringen in 1719, it can be assumed that this Torah binder was made for his son Levi.

Sources: Kollektenliste Bl. 16 V; Tamar Avraham, Moringen, in: Herbert Obenaus/David Bankier/Daniel Fraenkel (ed): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, vol.2, p. 1058.

Beschreibung

Der auf dem Wimpel angegebene Vatername Echnan ist kein jüdischer Name. Für die fragliche Zeit ist in der Stadt Moringen und damit in der näheren Umgebung von Göttingen und Adelebsen der Jude Elchanan/Elkan Hirsch nachweisbar. Es wird daher angenommen, dass der Schreiber den Namen Elchanan meinte und den Buchstaben Lamed vergessen hat.

Schrift und Bildmotive sind bei diesem sehr sorgfältig und üppig bestickten Wimpel deutlich vorgezeichnet. Die Buchstaben der Inschrift sind gekonnt und abwechslungsreich mit zumeist grafischen Mustern ausgestickt, dabei ist das Schachbrettmuster häufig verwendet worden. Wenige der Bildmotive sind entweder nicht vollständig ausgeführt worden oder – das ist wahrscheinlicher – der Faden ist ausgefallen. Am Anfang des Namens scheint ein S vorgezeichnet zu sein. Das kann darauf hindeuten, dass die Beschriftung ursprünglich anders beginnen sollte. Vielleicht sollte ein anderer Name oder ein anderer Inschriftenanfang aufgebracht werden. Eventuell »Dies hat geschenkt das Kind […]«, so wie bei dem Wimpel 1897/474 aus dem Jahr 1739.

Ein kleiner reitender Schütze mit Pfeil und Bogen zeigt das Sternzeichen Schütze an. Im Hebräischen wird dieses Sternzeichen Bogen genannt.

Description

The patronymic Echnan given on the Torah binder is not a Jewish name. In the city Moringen and thus in the closer environment of Göttingen and Adelebsen the Jew Elchanan/Elkan Hirsch is provable for the possible period. It is therefore assumed that the scribe meant the name Elchanan and that the letter Lamed was simply forgotten.

There are clear preparatory drawings for the script and the ornaments on this wimpel, which is embroidered in a very accurate and opulent manner. The letters of the inscription are filled skilfully with varying, mostly graphic patterns, frequently with a chequered pattern. A few of the motifs were either never finished or – more likely – the thread has been lost over time. It looks as though an S was drawn at the beginning of the name. It might well be that originally the inscription was supposed to start differently. Perhaps a different name or a different beginning was planned, such as “This is given by the child […]” as on wimpel 1897/474 from 1739.

A small archer on horseback represents the zodiac sign of Sagittarius. In Hebrew, this sign is called Keshet (bow).

Quellenverzeichnis/List of abbreviated Sources

Verzeichnis der abgekürzten Quellen

FamB = Synagogenbuch der jüdischen Familien in dem Gerichte
Adelebsen … Aufgestellt am Ende des Monats December
1832 von Salamon Levy Löwenthal (NLA Hannover,
Hann. 74, Göttingen Nr. 4211).
Friedhof = Bernd Schaller/Eike Dietert: Im Steilhang. Der
jüdische Friedhof zu Adelebsen. Erinnerung an eine zerstörte
Gemeinschaft, Göttingen 2010.
GebL = Geburtsliste der Synagogengemeinde Adelebsen
(1832–1838) (NLA Hannover, Foto 1 Nr. 98).
Kollektenliste = Kollektenliste von 1719 (Stadtarchiv Göttingen,
Altes Aktenarchiv Juden, Nr. 11).
L 1762 = Aufstellung der Juden aus dem Gericht Adelebsen
mit Altersangabe (1762) (NLA Hannover, Hann. 74, Göttingen
Nr. 4211).
Mundhenke = Herbert Mundhenke (Bearb.): Die Kopfsteuerbeschreibung
der Fürstentümer Calenberg-Göttingen
und Grubenhagen von 1689, Teil 7, Hildesheim 1964,
Teil 8, Hildesheim 1965.
PW I = Peter Wilhelm: Die jüdische Gemeinde in der Stadt
Göttingen von den Anfängen bis zur Emanzipation (Studien
zur Geschichte der Stadt Göttingen 10), Göttingen
1973.
PW II = Peter Wilhelm: Die Synagogengemeinde Göttingen,
Rosdorf und Geismar 1850–1942 (Studien zur Geschichte
der Stadt Göttingen 11), Göttingen 1978.
StbL = Sterbeliste der Synagogengemeinde Adelebsen (1832–
1893) (NLA Hannover, Foto 1 Nr. 100).

 

List of abbreviated Sources

FamB = (Synagogue register of the Jewish families in the judicial
district of Adelebsen … drawn up at the end of December
1832 by Salamon Levy Löwenthal).
Friedhof = (The Jewish cemetery in Adelebsen. Memento of a destroyed
community).
GebL = (Birth register of the Jewish community in Adelebsen
(1832–1838).
Kollektenliste = (Offertory list of 1719. ((Municipal Archives Göttingen,
former document register Jews, no. 11)).
L 1762 = List of the Jews in the judicial district of Adelebsen, including
age (1792).
Mundhenke = Herbert Mundhenke (Bearb.): Die Kopfsteuerbeschreibung
der Fürstentümer Calenberg-Göttingen
und Grubenhagen von 1689, Teil 7, Hildesheim 1964,
Teil 8, Hildesheim 1965.
PW I = Peter Wilhelm: Die jüdische Gemeinde in der Stadt
Göttingen von den Anfängen bis zur Emanzipation (Studien
zur Geschichte der Stadt Göttingen 10), Göttingen
1973.
PW II = Peter Wilhelm: Die Synagogengemeinde Göttingen,
Rosdorf und Geismar 1859–1942 (Studien zur Geschichte
der Stadt Göttingen 11), Göttingen 1978.
StbL = Death register of the Jewish community in Adelebsen
(1832–1893).